Lok:
Die "Minør" hat auch noch eine Schwester, die "Pionér", auf Island. Sie steht im Freilichtmuseum Árbær.
Beide Schwestern wurden 1892 an die Rostocker Firma Dolberg geliefert. 1910 erfolgte der Weiterverkauf an das dänische Bauunternehmen N.C. Monberg. Dieses Bauunternehmen erhielt den Auftrag für den ersten Bauabschnitt des Hafens von Reykjavík. Die Ausführung der Bauarbeiten erfolgte zwischen 1912 und 1917. Dazu verschiffte man reichlich Material von Dänemark nach Island. U.a. waren darunter 1913 die beiden 900mm
Lokomotiven und zahlreiche Loren. Mit Abschluss der Bauarbeiten verkaufte die Baufirma das Material an den Auftraggeber, wobei die "Minør" bereits 1916 defekt abgestellt wurde.
In den Jahren 1920 - 1922 und 1925 - 1928 gab es weitere Bauabschnitte, wo die "Pionér" weiter eingesetzt wurde. 1928 wurde das Krankenhaus von Reykjavík fertiggestellt. Die Bahn hatte ihre Schuldigkeit getan und wurde eingemottet. Angedacht war der Bau einer Strecke in die damals größte Stadt Hafnarfjörður. Gescheitert ist dieses Vorhaben an einer fehlenden Finanzierung im Zuge der Weltwirtschaftskrise. (Das Spiel hat sich 2008 im Zuge der Finanzkriese wiederholt, als eine normalspurige Strecke zwischen Reykjavík und dem Flughafen Keflavík geplant war. Ob es jemals zu einer Umsetzung kommt, ist aktuell immer noch ungewiss).
Die "Pionér" wurde 1961/62 aufgearbeitet und zum 175. Stadtgeburtstag von Reykjavík ausgestellt. Danach wurde sie dem Freilichtmuseum Árbær übergeben. Seit 2019 gibt es dort ein neues Maschinenhaus, wo sie sich den Platz mit einer Dampfwalze teilt.
Die "Minør" wurde Anfang der 1990er im Hafen als Denkmal aufgestellt. Im Winter wird sie allerdings immer wieder eingemottet.
Auf Island kann der Bahnfan noch eine dritte Lok finden. In der Nähe vom Gunnar-Gunnarsson-Museum steht eine Schöma von 1991 als Denkmal. Die 900mm Lok war beim Bau des Wasserkraftwerkes beteiligt.
Traktor:
1947 brachte International Harvester (IH) den Farmall CUB (CUB = kultiviert alles) auf den Markt. Produziert wurde er zunächst in den USA. Angetrieben wurde der Traktor durch einen ca. 10 PS starken wassergekühlten 4-Zylinder-Benzinmotor. Nach Frankreich kam der Traktor im Rahmen des Marshall-Planes. Nachdem dort die Mittel erschöpft waren, entschloss sich IH in Saint Dizier den Traktor zu bauen. Dort wurde der Farmall CUB ab 1955 gefertigt. Das Exemplar auf Island stammt aus dem französischen Werk. Erkennbar ist dies u.a. am Kühlergrill und am Typenschriftzug. Auf Produkten aus europäischer Fertigung (Neuss 1908-1997, Doncaster 1939-2000 und St. Dizier 1950-2002) schrieb man nach dem 2. WK "McCormick International" auf den Trecker. Dazu kam noch der Typen-bzw. Markenname "Farmall". Den Typ "Farmall" hatte man 1924 für einen "Hackfruchttraktor" eingeführt. Bei Produkten aus Frankreich entfiel der Zusatz "Farmall" 1962. Das war auch zeitgleich das Ende CUB-Produktion in Europa. 1958 hatte man ihn etwas überarbeitet, u.a. bekam der Motor ein paar mehr PS und die Spur war verstellbar. Bezeichnet wurde er als Super-CUB.
Der Motor ist übrigens nach links verschoben. Lenkrad und Sitz sind nach rechts verschoben. Der Traktorist sollte damit einen besseren Blick auf das Feld haben. Das kommt auf den Bildern nicht so richtig rüber.
In den USA wurde die Treckerbaureihe mit ein paar Modifikationen (neue Haube, zum Schluss sogar 15 PS) noch bis 1979 gebaut. Es gab vom CUB eine tiefergelegte Version, die sich als Rasenmähtraktor gut verkaufte.
1979/80 wurde das Ende von IH seitens einer US-Gewerkschaft besiegelt. Ein 173 Tage dauernder Streik brachte das Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage. Dabei gehörte man vorher zu den umsatzstärksten Unternehmen der Welt. In der Folge wurde die Landwirtschaftssparte von IH an Tenneco verkauft und mit CASE zu CASE IH verschmolzen. Zahlreiche Werke auf der Welt wurden daraufhin geschlossen. Das deutsche Werk hielt bis 1997 durch. Im Zuge der Fusion zwischen New Holland und CASE IH wurden die Werke in Doncaster und St. Dizier sowie die Marke "McCormick" an die italienische Argo-Gruppe (Landini) verkauft. 2006 wurde das Werk in Doncaster geschlossen und 2011 das Werk in St. Dizier an einen Landmaschinenhersteller aus China verkauft. McCormick-Traktoren kommen seither aus Italien. Und CASE IH hat den Typennamen "Farmall" für kleinere Baureihen wieder eingeführt. Alles ganz schön verwirrend...