Kondensator am Motor belassen - er wird es euch danken
Das bezieht sich natürlich auf die Motoren, die ab Werk schon einen hatten. Die alten BTTB-Rundmotoren beispielsweise oder auch die späteren Tillig-Rechteckmotoren. Viele ältere Motoren sind drei- oder fünfpolige, gerade oder schräg genutetete Motoren - außen ein Permanentmagnet, innen ein Rotor mit 3 bzw. 5 Spulen. Erkennt man oft gut an dem ausgeprägten Rastmoment (das haben aber auch bestimmte andere Typen).
Der Motor dreht - dabei übertragen die Bürsten ("die Kohlen" / kleine Graphitbeschichtete Kupferstückchen) die Gleichspannung vom Gleis (/Pseudo-Gleichspannung vom Decoder) über kleine Kontaktflächen auf die Wicklungen. Die mechanische Anordnung all dieser Teile zueinander führt dazu, dass die entstehenden Magnetfelder immer wieder umgepolt werden, so dass entgegengesetzte Pole (von Wicklung und Permanentmagnet) einander anziehen -> der Motor dreht.
Durch die Drehung gehen die Bürsten von einer Kontaktfläche auf die nächste über (Kommutation). Dabei reißt der Stromfluss durch die eine Kontaktfläche ab, während der durch die nächste beginnt. In dem Moment, wo die Bürste eine Kontaktfläche freigibt, ist aber noch Energie im Magnetfeld der jetzt abgetrennten Motorwicklung (Spule). Diese Energie muss irgenwo hin - der größte Teil kommt geht als Induktionsenergie zurück in die Wicklung (Selbstinduktion, Prinzip Trafo). Da fast kein Stromfluss mehr zustande kommt - die Bürste als Kontakt ist ja weg - baut sich eine sehr hohe Spannung auf - bis die Spannung den Luftspalt zwischen der Kontaktfläche und der Nachbarfläche oder der noch wegeilenden Bürste überbrückt. Es kommt zu einer Funkenentladung - kann man bspw. bei Akkuschraubern oft sehr gut durch die Lüftung beobachten.
Diese Funkenentladung bedeutet: Da wird's heiß! Die Luft wird ionisiert, es bildet sich ein lokales Plasma aus. Ionen in hohen Temperaturen können Material beeinflussen - auch Metalle! - außerdem werden die Materialoberflächen geschädigt (stellt es euch als mikroskopische Brandschäden vor). Das
ionisiertes Plasma ist leitend, ihr habt den Stromkreis als wieder geschlossen. Die Energie kann jetzt durch diese Funkenstrecke abfließen. Im Analogbetrieb "ohne alles" würde die Energie von den Bürsten durch die Lok gen Gleis abfließen - geile Störquelle!
Schaltet man einen Kondensator parallel zu den Motoranschlüssen, dann wirkt dieser als Kurzschluss für diese (sehr hochfrequente) Energie -> die elektrische Energie aus der Spule wird zu Wärme. Da die Energiemengen sehr gering sind, ist das auch im Dauerbetrieb kein Problem. Außerdem führt dieses Kurzschließen dazu, dass - sobald der Stromfluss einmal eingesetzt hat - die Energie konstant und störungsfrei abfließen kann. Das "Auffangbecken" Kondensator ist direkt am Motor verlötet. Kurze Wege, wenig Widerstand. Ein Abfluss gen Gleis führt über die Radschleifer und Räder - das sind im Grunde keine Leitungen, sondern viele kleine parallel liegende Schalter, die ganz schnell auf und zu gehen (mechanische Kontaktprobleme). Dadurch würde der Energieabfluss aus den Wicklungen sehr unregelmäßig - die Funkenstrecke wird ständig stärker und schwächer, verlagert ihre Position, springt auf der Oberfläche hin und her... kurz: ihr erzeugt mehr "Brandschäden" an den beteiligten Kontaktflächen.
Deswegen lässt ein Kondensator vor allem die Bürsten viel länger leben.
Wenn ab Werk keiner dran war, hat das hoffentlich seine Gründe - dann einfach so lassen. Es gibt viele mögliche Erklärungen dafür.
Hinweis für alle, die etwas tiefer in der Materie stecken:
Ja, das vereinfacht sehr viel! Die Details könnte man erheblich vertiefen, und Teile obiger Darstellung sind arg unvollständig. Ich hoffe, dem "Normalmodellbahner" damit ein grobes Verständnis von der Materie geben zu können - damit jeder einschätzen kann, was Änderungen an Bauteilen ggf. bewirken und "Warum zur Hölle die das da eingebaut haben!"
Wer das Thema wirklich durchsteigen will, wird um sehr viel weitergehende Recherche nicht herum kommen.