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Nun, ich habe einige Tillig-Weichen auf der Anlage, aber die nerven. Die Kontaktgabe ist eher schlecht, auch schalten die zwar zu 99%, aber das 1% ist nervig, wenn der Zug im Tunnel steht...
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Wenn die Kontaktgabe von der beweglichen Weichenzunge zur Außenschiene schlecht ist, dann ist der Anpressdruck zu gering. Die Stellkraft des Antriebes ist also zu niedrig. Der Stellweg spielt da keine Rolle. Da man an der Außenseite der Schiene (hier Weichenzunge) leichte Verschmutzungen (z.B. Ölfilm von Loks verursacht) kaum beeinflussen kann, muss der hohe Übergangswiderstand durch einen erhöhten Anpressdruck wieder ausgeglichen werden.
Wem das dann immer noch nicht genügt, der wird die Weichenzungen ohnehin polarisieren müssen. Da führt dann kein anderer Weg mehr dran vorbei.
Test Anpressdruck:
Ich hab im Test bei einer Tillig-EW2 die Weichenzunge außen absichtlich mit einem Öl-Lappen behandelt. Als Simulation für eine leicht ölverschmierte Schiene. Dann hab ich mit einer Federwaage den notwendigen Anpressdruck der Weichenzunge ermittelt, wo meine kleine V15-Lok nicht mehr auf der
Weiche stehen blieb. Ich bin hier auf rund 60 Gramm/Pond gekommen. Die Federwaagen (siehe hier:
http://www.126jahretelefoninfreiberg.de/Federwaagen.jpg) stammen noch aus der manuellen Relais-Justage, und sind in Gramm geeicht. Also nicht in diesem neumodischen Newtonmeter-Mist, wo man keinerlei "Vergleichsvorstellungen" mehr hat.
Der o.g. Anpressdruck von 60 Gramm ist schon recht ordentlich, aber noch lange nicht so hoch, dass die Weiche/Stellschwelle dabei Schaden nimmt. Hier kommt ja noch hinzu, dass bei den EW2-Weichen auch die Gegenkraft der Federzungen überwunden werden muss. Bei einer EW1-Weiche ohne Federzungen bin ich auf rund 40-50 Gramm gekommen.
Der Test offenbahrte auch, dass man bei dem notwendigen Anpressdruck die billigen Conrad-Antriebe schon mal glatt vergessen kann. Hier hatte es die Stellstange am Antrieb permanent zurückgedrückt. Beim Hoffmann-Antrieb trat das Problem nicht auf, wenn der Antrieb direkt unter die Weiche montiert wurde. Erfolgte die Montage Oberflur neben der Weiche (mit Stelldraht unter der Gleisbettung hindurch), dann gab's auch bei der EW2-Weiche schon Probleme mit dem Zurückdrücken der Stellstange am Antrieb. Bei der EW1-Weiche hingegen gab's keinerlei Probleme.
Test Tillig-Unterflurantrieb:
Als Nächstes war der Tillig-Unterflurantrieb an der Reihe. Der hat eine Spindelstange zur Antriebsuntersetzung, und kennt solche o.g. Probleme (Zurückdrücken) überhaupt nicht. Hier trat sogar das Gegenteil ein. Beim Betrieb mit den vorgegebenen 14-16 Volt entwickelt der Antrieb eine solche Kraft (über 350 Gramm Anpressdruck), dass eine TT-Weiche im Dauerbetrieb dabei durchaus Schaden nehmen könnte. Hier muss also auf jeden Fall eine Zwischenfederung über den Stelldraht vorgesehen werden. Ich hab zudem den Tillig-Antrieb auch nur mit 9V= betrieben. Damit wird die Stellkraft nicht mehr ganz so extrem, und der Antrieb wird richtig leise. Einziger Nachteil bei 9V= ; der Stellweg erfordert jetzt fast 2 Sekunden zum Umstellen der Weiche. Hier muss also auch der Stellweg am Antrieb (auf max. 1 Sekunde Umstellzeit der Weiche) begrenzt werden, was leider eine ziemliche Friemelei ist. Diesen Antrieb werde ich jedenfalls für alle Weichen im sichtbaren Bereich einsetzen.
Alternative Antriebe für Schattenbereich:
Was jetzt noch blieb, war ein brauchbarer kräftiger Antrieb für die Weichen im Schattenbereich. Der Tillig-Antrieb mit seinem vorbildgerechten schön langsamen Stellweg (was im Schattenbereich eh keiner sieht) ist mir dafür einfach zu teuer. Den Fulgurex-Antrieb (siehe hier:
http://www.conrad.de/ce/de/product/211987/Fulgurex-Weichen-und-Signalmotor-Baugroesse-Universell) muss ich erst noch testen. Der ist zumindest mit Mengenrabatt dann doch deutlich preiswerter als der Tillig-Antrieb. Was ich hier noch testen will, ob der Antrieb bei nur 9V= dann auch erheblicher leiser wird, und die Stellkraft dann noch ausreicht. Auf jeden Fall sehe ich den Fulgurex-Antrieb als Alternative für meine Weichen im Schattenbereich.
Weiterhin habe ich bereits an einer EW2-Weiche den Glöckner-Antrieb (siehe hier:
http://www.modellbau-gloeckner.de/17201/18301.html) getestet. Die Stellkraft dieses Relais-Antriebes ist erstaunlich hoch. Allerdings leider nur bei mindestens 16V=, begleitet von einem extrem lauten Klackgeräusch. Dieses extreme Geräusch letztendlich mit einer dämmenden Montage wieder weg zu bekommen, war mir im Aufwand definitv zu hoch. Das geht also gar nicht. Ich vertrete immer noch die Ansicht, dass man Züge sowie auch umstellende Weichen, welche man im Schattenbereich nicht sehen kann, dann bei gleichzeitigem normalen Fahrgeräusch-Pegel im sichtbaren Bereich auch nicht mehr hören sollte.
Eine weitere Alternative mit Zugmagneten mit zwei Spulen und magnetischer Selbsthaltung, hab ich gleich mit der ersten Recherche aufgegeben. Es gibt keine solchen Zugmagnete mit der erforderlichen Stellkraft, welche weniger als 12€ kosten. Berücksichtige ich hier noch die notwendigen Zusatzmontagen (Mikroschalter, Antriebshebel für Stelldraht, usw.), dann kann ich hier preislich gesehen gleich den Fulgurex-Antrieb nehmen.
Eigenbaulösung mit Servoantrieb:
Zum Schluß habe ich noch eine Eigenbaulösung mit einem Servoantrieb getestet. Die Grundlage war hier der billigste bei Conrad verfügbare Servoantrieb (siehe hier:
http://www.conrad.de/ce/de/product/275460/Modelcraft-Micro-Servo-MC1811-MODELCRAFT-Micro-Servo-MC1811-Gleitlager-Getriebe-Kunststoff-JR?ref=list), der gerade in der Filliale vor Ort verfügbar war. In dem Servoantrieb hab ich allerdings die Elektronik abgeklemmt, und nutze nur den blanken Motor nebst Getriebe für den Weichenantrieb. Ich möchte nämlich auf meiner zukünftigen Anlage nicht noch extra Servodekoder verbauen. Die Endabschaltung übernehmen jetzt Mikroschalter, der Antrieb wurde mit 12V= sowie 5V= getestet. Das Ergebnis des Baus ist in den beiden Anlage-Fotos zu sehen. Ob ich diese dann auf der Anlage einsetzen werde, hängt noch vom Test des Fulgurex-Antriebs ab. Die Lösung mit dem Servoantrieb ist zwar letztendlich nur halb so teuer wie der Fulgurex-Antrieb, dafür ist aber der Montage- und Bastelaufwand hier leider extrem hoch. Ob ich mir "das" antun werde, hängt letztendlich von der Geräuschentwicklung des Fulgurex-Antriebes ab, bzw. welcher Aufwand notwendig ist, um "den" ohne großen Stellkraftverlust leise zu bekommen.
Wenn zu den beiden Mustern in Bild 01+02 weitere technische Details gewünscht werden, kann ich das hier gern noch in ausführlicherer Form nachholen.
Gruß
Uwe