In einem früheren Beitrag schrieb ich über Sir Nigel Gresleys E-Loks für die LNER. Nun geht es um seine bekanntesten Loks - um die Pazifik-Loks der Baureihen A1, A3 und A4 und um seine Mikado der Baureihe P2. Wie ich schon erwähnte, entstand die LNER (mit Konzernsitz hier in York) 1923 aus der Fusion mehrerer kleinerer Bahngesellschaften. Die größten und profitabelsten jener Bahngesellschaften waren die Great Northern Railway (London Kings Cross - Peterborough - York, mit vielen Nebenstrecken), die North Eastern Railway (York - Newcastle - schottische Grenze, mit viel Gütervekehr, besonders Kohlebeförderung) und die North British Railway (schottische Grenze - Edinburgh - Glasgow und Edinburgh - Aberdeen, mit bedeutenden Nebenstrecken, wie Glasgow - Fort William). Seit den 1870er Jahren hatten diese drei Gesellschaften miteinander kooperiert, um schnelle durchfahrende Züge von London nach Schottland anzubieten. Nach dem ersten Weltkrieg war Gresley Leiter des Maschinenamts der Great Northern Railway und aus seinem Konstruktionsbüro stammte Anfang der 1920er Jahre die Baureihe A1 als erste Pazifiklok jener Bahn. Darunter war die Lok, die inzwischen Kultstatus erreicht hat, The Flying Scotsman. Nach der Fusion der Bahnen wurde Gresley Chefkonstrukteur der neu entstandenen LNER, und es dauert nicht lange, bis er seine A1 Loks umbauen ließ, um deren Leistung durch den Einsatz eines größeren Kessels zu steigern. Die Umbauloks bekamen die Typenbezeichnung A3, aber erst nach dem zweiten Weltkrieg in den letzten Jahren der LNER wurde die Bezeichnung A1 wieder verwendet, als Gresleys Nachfolger Thompson und Peppercorn die allerletzten Schnellzugloks der LNER bauen ließen. Diese zweite Baureihe A1 ist sehr interessant, denn GBs neueste Dampflok 'Tornado' gehört dazu. Tornado wurde 2008 in einer eigens dafür errichteten Lokfabrik in Darlington gebaut - ihr Kessel wurde aber im Dampflokwerk Meiningen gebaut. Siehe: Tornado's Story | About Tornado | Tornado | A1 Locomotives. Davon mehr ein bißchen später! Gresleys nächste Konstruktion war die Baureihe P2, 1-D-1 Schnellzuglok (Mikado genannt) für den Schnellzugdienst Edinburgh - Aberdeen. Die Baureihe P2 war nicht sonderlich erfolgreich - die Loks waren extrem leistungsstark aber sehr störanfällig. Nach Gresleys Tod ließen seine Nachfolger die P2 alle als Pazifik-Loks umbauen, die Baureihe A2. Aber der Verein, der so erfolgreich Spenden und Sponsoren für den Bau von Tornado zusammentrommelte, lässt eine P2 bauen. Sie wird demnächst aus der Lokschmiede in Darlington rausfahren - wie bei Tornado, wird der Kessel in Meiningen gebaut. Hornby hat eine P2 in der Größe 00 im Angebot. Gresleys bekannteste Leistung ist aber die Baureihe A4. Mitte der 1930er Jahre ging der Konkurrenzkampf gegen Fluglinien und PKW auf der Strecke London- Edinburgh los. Der Vorstand der LNER liebäugelte eine Weile mit dem Kauf kompletter Dieseltriebzüge aus Deutschland (analog dem Fliegenden Hamburger) aber der Gedanke, was die populäre Presse aus dem Kauf machen würde, plus Gresleys Überzeugung, dass aus der Dampflok noch viel mehr zu holen wäre, ließen den Plan platzen. So entstand Gresleys Denkmal - seine Baureihe A4, schnell, modern und elegant. Die Rekordhalterin, die Mallard, schaffte am 3. Juli 1938 zwischen Grantham und Peterborough die magische Zahl von 203 km/h. Für den Versuch hatte Gresley den risikofreudigsten Lokführer der LNER, Joe Duddington, ausgesucht. Bei der Ankunft in Peterborough behauptete Duddington, die Lok hätte eine noch höhere Geschwindigkeit erreicht, hätte es in Grantham keine Langsamfahrstelle gegeben. Die ersten 6 Loks der Baureihe waren silber und trugen entsprechende Namen, 'Silver King', 'Silver Fox' usw - später wurden die Loks blau lackiert, wie die Mallard heute im Museum. Der Name 'Mallard' (eine Ente) resultierte aus Gresleys Hobby - Enten züchten. Als vor kurzem ein Standbild von Gresley am Londoner Bahnhof Kings Cross aufgestellt wurde, wollte die Bildhauerin eine bronzene Ente zu seinen Füssen stellen - aber Gresleys Enkelsöhne empfanden die Idee als beleidigend, und die Künstlerin musste die Idee sein lassen. Aber als die Statue enthüllt wurde, legten zahlreiche Bahnfans Quietschenten zu Gresleys Füssen, sehr zur Belustigung der anwesenden Reporter und Kamerateams. Von Gresleys Pazifikloks hat nur eine A3 (Flying Scotsman) überlebt (ist in der Obhut unseres nationalen Bahnmuseums hier in York und ist betriebsfähig) aber 6 Loks der Baureihe A4 existieren noch, eine sogar in Kanada (Dominion of Canada), eine in den USA (Dwight D Eisenhower) und vier in Großbritannien. 2013 wurden alle 6 hier in York im Eisenbahnmuseum ausgestellt, zum 75. Jahrestag von Mallards Rekord. Das hiess 'The Great Gathering' (die große Zusammenkunft) Nach der Verstaatlichung der Bahnen wurden alle Pazifik-Loks von Gresley zuerst blau lackiert, dann bis zur Ausmusterung dunkelgrün. Siehe Fotos.
















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