175 Jahre Waggonbau Bautzen - offiziell liest der Gast 175 Jahre Standort Bautzen/Alstom am 17.09.2022
Die 175 Jahren waren schon 2021 vorbei, da aber Corinna dazwischenfunkte wurde die Feierlichkeit dieses Jahr – im 176.-nachgeholt. Zum Tag der offenen Tür waren schätzungsweise 4000 Besucher im Betrieb und sind entweder mit Führung oder einfach so nach einem Flyer durch die Hallen spaziert.
Was wird produziert oder besser hergestellt oder was war in Endmontage zu sehen? Am „Standort“ werden Erzeugnisse der leichten Schiene – die Straßenbahnen und die schwere Schiene - ICE4 Endwagen, BR 430 S-Bahn Frankfurt und Doppelstockwagen zur Auslieferungsreife gebracht. An Straßenbahnen war in der Fertigung die Züge für Göteborg, Essen, Duisburg, Rheinbahn, Dresden….usw. ich verlor etwas den Überblick. Insgesamt sind momentan 18 Projekte zu gleich in der Fertigung.
Wurden bis 1990 Losgrößen bis 200 Stück gefertigt und damit auch nur Variationen der Y, Y/B70 oder der Z-Reisezugwagen, so werden heute obwohl der Betrieb modern ist – Verhältnisse die eher einer Manufaktur gleichen – angetroffen. Geschuldet wird das den kleinen Losgrößen besonders für die Straßenbahn, da jede Stadt andere Spurweiten und Wünsche hat. Um flexibel zu sein, werden die Straßenbahnen mit dem Rohbau (teilweise) beginnend bis zum Test im Betrieb produziert.
Alle Erzeugnisse der schweren Schiene werden als Rohbau mit oder ohne Farbgebung in Bautzen angeliefert und dort bis zur Abnahme ausgebaut. Die Doppelstockwagen kommen aus Görlitz und der Rest wohl noch etwas östlicher.
Eine große Rohbaufertigung gibt es deshalb nicht mehr. Alle Maschinen wie Abkantbank oder Drehbänke sind nicht mehr vorhanden. Der arbeitsteilige Prozess wurde so weit vorangetrieben, dass fast alles zugeliefert wird und dann nur noch verbaut wird. Eine Entwicklungs-und Konstruktionsabteilung existiert nicht mehr, es gibt aber noch eine herstellungsbegleitende Konstruktion. Die Rohbauteile werden an einem Punktschweißportal hergestellt oder es kommt das MAG-Schweißen zum Einsatz. Alle Rohbauteile werden aus Stahl gefertigt. Aluminium kommt beim Rohbau nicht zum Einsatz.
Es gibt eine Halle zum Ausbau vom ICE4 Endwagen und eine Halle zum Ausbau der Straßenbahn. In der Halle, in der ehemals die Fließfertigung der Reisezugwagen stattfand, ist nicht mehr viel los.
In der neuen Testhalle für Züge bis 200 m erfolgt die Vermessung der Waggons, die Hochspannungsprüfung, das Aufsetzen auf die Drehgestelle und der Berieselungstest. Das Portal für den Berieselungstest sieht aus wie eine Autowaschanlage und besprüht mit erheblichen Druck die Waggons mit Wasser um die Dichtigkeit nachzuweisen.
Straßenbahnen werden per Tieflader zum Kunden transportiert und Erzeugnisse der schweren Schiene werden mit dem Dienstleister ITL/Captrain zum Kunden angeliefert.
Die neue Straßenbahn für Dresden hat noch ein paar kleine Softwareprobleme (sollen im Herbst gelöst sein), deshalb sind nur 3 Züge in Dresden und 5 noch in Bautzen. Ein Problem ist die Einbindung von Fahrerassistenzsysteme in die Software. Die Intelligenz wird schon ab Werk eingebaut und der Fahrer wird zum Mitfahrer. Es wird vermutet, dass in 5 Jahren die ersten autonomen Straßenbahnen in Deutschland unterwegs sein könnten. Das Fehlen von Chips ist nicht so das Problem-es gibt ein paar kleine Versorgungsprobleme mit dem Kleber. Alle Frontteile werden an den Wagenkasten angepappt und das ist zur Zeit schwierig.
Es gibt einen Testring für Straßenbahnen, um die Kilometer dem Kunden nachzuweisen. Damit hat Bautzen auch nur eine Straßenbahnhaltestelle „zum Kreis fahren“. Das war für die Kinder aus Bautzen der Renner, nach der ersten Runde wollten sie für die nächste Runde die Seite wechseln.
Johannes
Fotos:
Die Straßenbahn auf dem Tieflader ist für Göteborg.
Die gelbe Straßenbahn ist für Dresden.
Der rote Speisewagen wurde 1984 in Bautzen gebaut.