Hallo, und vielen Dank für die Rückmeldungen.
Ja, der Umgang mit einem historischen Objekt ist ein weites Feld und auch wir machen es uns damit nicht einfach.
Zu unserer Herangehensweise hole ich mal etwas weiter aus:
Als der Wettbewerb für die Planung der Erlebniswelt im Herbst 2014 ausgeschrieben wurde, war uns nicht bekannt, welche Lok verwendet werden soll. Es gab aber bereits Vorarbeiten zu einem Ausstellungskonzept. Dieses ging von einer kleinen Lok aus, die in dem ehemaligen Kantinengebäude präsentiert werden sollte. Über eine Galerie sollte man die Lok auch „aus der zweiten Etage“ betrachten können. Vermutlich entsprach das nicht so den Erwartungen der Verantwortlichen, also Stadt, Werk und auch Verein; von der Notwendigkeit, Planungsleistungen öffentlich auszuschreiben, mal abgesehen.
Als wir uns auf den entscheidenden Vortrag vorbereiteten, kamen wir zur Überzeugung, dass das einfache Einstellen einer Lok nicht genug ist. Unser Ansatz war, dass eine Ausstellung ein Alleinstellungsmerkmal braucht, eine Ikone. Es gibt ja Museen, die ganz fest mit so etwas verbunden sind: Gläserne Frau – Hygienemuseum, Museum für Naturkunde Berlin – Dino-Skelett usw. Außerdem gibt es genügend Eisenbahnmuseen, die mit viel mehr Loks und viel mehr Fläche punkten können. Daher zeigten wir unseren Ansatz zur „Gläseren Lok“ in einer launigen Skizze (05), zu der mich die Beipackzettel von Lokmodellen inspiriert hatten (genau genommen waren es Märklinzettel – ich weiß, Sakrileg…). Aber diese Illustration und Absichtserklärung brachte uns im Dezember 2014 den Auftrag. Wie gesagt, alle fiktiv, und als Vorbild hatte ich eher eine 52 im Kopf, da die ja nicht so selten ist. (Später zeigte sich dann, dass eine Lok dieser Größe gar nicht in das Gebäude passt.) Aber der Ansatz, das, was im Werk passiert zu zeigen, nämlich dass die Loks auseinandergenommen werden, hatte den Nerv getroffen und auch den eher kritischen Werkschef überzeugt.
Wir hatten bereits Erfahrungen mit dem Spielzeugmuseum Sonneberg gesammelt. Dort hatte sich gezeigt, dass eine qualitätvolle Ausstellung nur mit Spezialbüros für Ausstellungs- und Messeplanung realisiert werden kann. So etwas übersteigt die Kernkompetenz eines Architekten. Wir können Ideen liefern, aber zur praktischen Umsetzung gehört weitaus mehr.
Daher wurde auf unseren Vorschlag ein nächstes Verfahren geschaltet, um einen Ausstellungsplaner zu gewinnen. Das Siegerbüro ist für Mercedes und in der Autostadt tätig und gestaltet Messen aus. Dieses Büro hat unsere Skizzen weiter verarbeitet und „baubar“ gemacht. Als wir das erste Ergebnis sahen, haben wir uns hier an die Stirn geklatscht und gesagt: „Genau DAS IST ES.“
Die Lok wurde parallel auseinander gezogen, man erkennt das auf Bild 02 und 03. Von der einen Seite gibt es einen Fotopoint, da die Hälfte ja ungestört bleibt. Von der anderen Seite setzen sich die Einzelteile auch wieder zu einer Lok zusammen, zumindest am Computer. Der Vorteil dieser Anordnung ist, dass man besser an alle Teile herankommt, dass man Dinge anfassen kann, dass die Zuordnung eindeutiger ist und dass man durch „Bahnsteige“ auch auf Augenhöhe steht. Mit moderner Medientechnik wird das Objekt überlagert, um Prozesse und Abhängigkeiten deutlich zu machen. Das alles geht weit über ein Schnittmodell hinaus.
Nebenbei, das Werk selbst hat zumindest einen aufgeschnittenen Kessel, aber das war ein Lehrstück für eine Lokführerschule, und es ist nur der Kessel, alles andere ist weg. Unsere Lok bleibt ja vollständig, nur eben in der Art, wie im Werk aufgearbeitet wird. Den Meiningern traue ich auch zu, sie irgendwann wieder zusammenzuschieben und mit einer Rundumnaht herzurichten.
Zum allgemeinen Stand: Die Baugenehmigung wurde erteilt und die Förderanträge werden in den Ministerien bearbeitet.