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Besuch im IFA-Museum Nordhausen (mit Loks)

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Hansestadt Rostock
Letzte Woche hatte ich es ja schon angedeutet, dass ich diese Woche eine meiner Mittagspausen mit viel Technik verbringen wollte. Meine Dienstreise führte mich nach Nordhausen und die Mittagspause verbrachte ich im IFA-Museum. Dort war ich bereits im Jahr 2014 und wollte immer mal wieder hin. Nun war die Zeit reif.

Nordhausen war einst durch zwei Firmen bekannt, die mit dem Schlepperbau Geld verdienen wollten.

Angefangen hat die Geschichte 1841 mit dem Kupfer- und Kesselschmied Oskar Knopff. Daraus wurde 1885 das Unternehmen Schmidt, Kranz & Co. Neben Eismaschinen produzierte man auch Aufzüge. 1922 ging das Unternehmen in den Besitz von Prof. Dr. Karl Glintz über. Die NORMAG benötigte in der Weltwirtschaftskrise neue Ideen und so stieg man in den Schlepperbau ein.

1905 gründeten die Herren Gerlach und König eine Maschinenbaufabrik, die sich zunächst mit der Herstellung bergbautechnischen Geräten befasste. 1907 änderte man den Namen in MONTANIA und begann Lokomotiven zu fertigen. 1912 schloss man eine Kooperation mit O&K, um den internationalen Vertrieb zu stärken. 1916 übernahm O&K die MONTANIA komplett. Das Nazi-Regime enteignete das jüdische Unternehmen O&K und aus O&K wurde MBA. 1937 stieg MBA in die Traktorenfertigung ein.

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MONTANIA M mit Benzol-Antrieb aus dem Jahr 1928 im Originallack (!)

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O&K RL1a Grubenlok von 1936

Beide Feldbahn-Lokomotiven gehören Peter Erk. Andere sammeln Modellbahnen oder Modellautos, Peter sammelt seit seinem 14. Lebensjahr Feldbahnen. Die beiden Schätze hat er nicht in Deutschland gefunden. Ein verrückter, aber auch gleichzeitig absolut sympathischer Typ. Wer Peter nicht kennt, dem sei folgendes Video empfohlen:


Auch hier sind ein paar Schätzchen aus Nordhäuser Fertigung zu sehen.

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Die RL1c von 1937 ist schon noch öfters zu finden.

MONTANIA hat auch normalspurige Lokomotiven gefertigt. Im Museum sind stellvertretend vier Exemplare zu sehen:

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Eine Benzollok L308 von 1922

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Eine LD2 - Diesellok von 1936. Die kleine Rangierlok lief bis 1979 im Mansfeld-Kombinat.

Es gibt auch noch eine H2 von 1927 und eine RL4 von 1936. Leider ist die Lokomotivhalle etwas zu klein für schöne Bilder.

Dann kommen wir mal zu den Traktoren.

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MBA SB 751

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NORMAG hatte noch ein Zweigwerk in Zorge, wohin man nach 1945 die Traktorenfertigung zunächst verlegte. In Nordhausen gab es noch Reste, so entstanden 1949/50 noch ca. 30 Exemplare vom IFA-NORMAG NG25D mit Motoren von MWM oder Deutz.

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Von Zorge siedelte die NORMAG-Schlepperfertigung bereits 1947 nach Hattingen um. Dort entstand 1956 dieser NORMAG NG20B. 1956 wurde NORMAG durch O&K übernommen. Die Schlepperfertigung in Hattingen wurde 1958 eingestellt. Ein Schicksal was viele Traktorenhersteller in der damaligen BRD traf, wie auch u.a. die umgesiedelten Berliner Traktorenhersteller Deuliwag und Primus.

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In Nordhausen startete die Serienproduktion von Traktoren nach dem 2. WK mit der Brockenhexe (RS 02/20). Das Grundkonzept basierte auf dem NORMAG NG 22. Die Traktoren wurden 1949 und 1950 in Nordhausen gebaut.

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Der RS01/40 PIONIER basiert noch auf einer Entwicklung der Breslauer FAMO-Werke aus den 1930er Jahren. Nach dem 2. WK entstanden die ersten Traktoren zunächst im ehemaligen Horch-Werk in Zwickau. 1950 wurde die Produktion nach Nordhausen verlagert.

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Neben dem PIONIER wurde in Nordhausen auch der erste "echte" DDR-Schlepper gefertigt. Der RS04/30 ist in Schönebeck entwickelt worden. Prototypen sind im Traktorenwerk Brandenburg/Havel gebaut worden. Von "oben" wurde aber entschieden, dass die Unterlagen nach Nordhausen abzugeben sind. Dieser ganze Vorgang kostete viel Zeit, so dass die Produktion erst 1953 anlaufen konnte. Bereits 1956 wurde die Fertigung wieder eingestellt.

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In Nordhausen arbeitete man unterdessen an einer Modernisierung des RS 01/40 PIONIER. Herausgekommen ist der RS01/40 II HARZ. Dieser wurde nur 1957 und 1958 gebaut.

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Als Ersatz für den RS04/30 entwickelten die Ingenieure die FAMULUS-Baureihe. Stellvertretend dafür steht dieser luftgekühlte RS14/36L. Die Produktion begann 1956 und lief 1965 aus. Damit endete der Traktorenbau in Nordhausen.

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Die Ingenieure hatten noch zahlreiche Ideen, die sie leider nicht umsetzten durften, wie z.B. den RT 310 "Hausmann-Alu-Traktor". Die Idee hinter dieser Entwicklung war es, den Bodendruck zu reduzieren. Dazu entwickelte der Chefkonstrukteur Hausmann einen leichten Traktor mit Kurbel- und Getriebegehäuse aus Aluminiumdruckguss.

1965 wurde das Traktorenwerk zum Motorenwerk umstrukturiert. Nordhausen wurde zum größten Dieselmotorenproduzenten in der DDR. Es wurden u.a. die Motoren für den W50 und ZT 300 produziert.

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Stellvertretend hier ein modifizierter W50-Motor für den sowjetischen SIL. Dieser wurde ca. 19.500 mal in Nordhausen gebaut und ging überwiegend in dem Export nach Ungarn, Bulgarien, Polen, Albanien und Vietnam.

Man arbeitet bereits seit den 1960er Jahren an verschiedenen Nachfolge-Motoren. Nur war schon damals ein Stillstand in der Fahrzeugentwicklung zu verzeichnen.

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So entstand in Nordhausen der erste Common Rail - Dieselmotor mit elektronischen Einspritzverfahren. Die Erprobungen zeigten, dass der Motor effizient war und Verbräuche sowie Schadstoffemission deutlich senkte. Nur durfte er nicht in Serie gehen.

Aktuell befindet sich in der Ausstellung auch ein Motor aus Eisenach.

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Es handelt sich dabei um einen 3 Zylinder 4Takt - Motor mit Wartburg-Getriebe. Er wurde 1981 in Eisenach für den 353er Wartburg entwickelt. Es gab 16 Versuchsmotoren und 4 Versuchsfahrzeuge. Die Test waren recht erfolgreich, mussten aber aus Weisung von "oben" abgebrochen werden. Grund war der Deal mit VW. Allerdings war der VW-Deal für den Wartburg finanziell eine Katastrophe. Allein die Umkonstruktion des Eisenacher hat Unsummen an Geld gekostet. So mussten u.a. Blechverformwerkzeuge aus Spanien beschafft werden, da Schwarzenberg keine freien Kapazitäten hatte. Der Eisenacher Motor hätte ohne große Änderungen in den Wartburg gepasst.

Auch das Thema alternative Kraftstoffe gehörte damals bereits zum Thema der Ingenieure:

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Zwischen 1982 und 1984 wurden drei Fahrzeuge mit Biogas-Antrieb erprobt. Dabei handelte es sich um einen Polski-Fiat, einen W50 und diesen ZT300.

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Oder dieser IFA L60 mit Pflanzenölmotor.

Mit der Wende begann leider das Sterben auf Raten in Nordhausen. 1993 erfolgte die Privatisierung als Thüringer Motorenwerke. Mit Gasmotoren, Pflanzenölmotoren und Blockheizkraftwerke konnte man sich noch bis 1997 über Wasser halten.

Einen Besuch in diesem tollen Museum, kann ich jedem nur ans Herz legen. Interessant ist auch die aktuelle Ausstellung zu den Lötlampen.
 
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