Das ist ein uralter, unveränderter Bausatz (bestimmt über 50 Jahre), der vom Maßstab eher H0 ist.
Qualität ans Alter zu knüpfen, finde ich recht gewagt, da es viele vor 50 Jahren produzierte DDR-Waren mit heutigen Erzeugnissen qualitativ locker aufnehmen. Auch ist das Modell, wenn überhaupt etwas "eher", dann "eher" für H0 zu klein als für TT zu groß.
@Andy1902: Verlasse Dich am besten auf Hinweise von Leuten, die das Modell tatsächlich gebaut und verfeinert haben. Davon gibt es im
TT-Board einige, und die haben wirklich sehenswerte TT-Bauten daraus gezaubert. Denn an sich hast Du Dir da ein tolles Modell ausgesucht, noch dazu eines mit realen Vorbildern (das Original war ein Wiederverwendungsprojekt). Wozu ich beim Umbau raten würde, sind drei grundsätzliche und etliche kleine Arbeiten.
Zunächst die drei großen:
1. Beim Sockelgeschoß sollte unbedingt die Höhe verringert werden. Aber auf keinen Fall von oben, sondern von unten bis auf Höhe der Türschwelle. Es gab hier Bastler, die haben die obere Reihe der Sandsteinverblendung entfernt, womit das Fachwerk des Obergeschosses auf den Stürzen aufsteht. Das ist technisch fragwürdig und sieht auch nicht gut aus. Wenn Du von unten kürzt, sparst Du Dir zudem die Treppchen, die bahnsteigseitig eine unschöne Hilfskrücke darstellen, und das erst recht, wenn das Modell einen heutigen
Bahnhof darstellen soll, wo Barrierefreiheit gefordert wird.
2. Das erhabene Fachwerk beider Gebäudeteile sowie des Aborts auf 0,1 mm Höhe herunterschleifen. Das geht einfacher und schneller, als man denkt. Am besten eignet sich ein größerer Schleifklotz; das Material reagiert gut auf eine 150er Körnung. Natürlich macnt es sich besser mit einem Tellerschleifer, sofern Du darüber verfügst. Von Hand geht aber nach meiner Erfahrung weniger schief. Am Ende kannst Du die Balken wieder anmalen, je nach Geschick freihändig mit/ohne Abkleben oder aber praktischerweise mit einem braunen Edding.
3. Ich weiß nicht, ab Fa. Auhagen den Bausatz weiterhin mit den bombastischen VERO-Dachziegeln ausliefert oder diese schon, wie das Landgasthaus "Zu den Linden", der Modellpflege unterzogen wurden und kleinere Ziegel aufweisen. Falls nicht, so solltest Du die Dächer aus aktuellen Auhagen-Platten nachbauen, die mittlerweile die Wahl bieten zwischen Biberschwanz in Doppel- oder Kronendeckung (Art.-Nr. 52443 oder 52444). Das kannst Du Dir erleichtern, indem Du an den alten Dächern die Einzelflächen voneinander trennst und als Schablone zum Anreißen der neuen Platten verwendest. Vorm Zusammenkleben mußt Du dann allerdings Fasen an die Klebekanten feilen. Noch leichter wird die Sache, wenn Du Dich beim Dach an den
aktuellen Zustand des Vorbildes hältst.
Jetzt die wichtigen kleinen Arbeiten:
1. Die Fenster sitzen viel zu weit im Fachwerk zurück. Vorbildgerecht wäre es, wenn die Rahmen außen nahezu bündig mit dem Fachwerk abschließen würden. Das erledigt sich leicht mit einer Schlüsselfeile. Du feilst bei allen Fenstern die Klebefalze auf 0,2 bis 0,3 mm herunter, bevor Du sie einsetzt. Das hört sich nach viel Arbeit an, aber pro Fenster brauchst Du nicht viel mehr als fünf Minuten, wenn die Feile scharf ist (am besten eine gehauene und keine Diamantfeile verwenden). Am Ende wirst Du Dir für die Mühe selbst danken, denn de Wirkung in Kombination mit dem heruntergesetzten Fachwerk ist kolossal.
2. Die Fensterkreuze sind ein wenig zu dick. Wenn Du mal einen Abend lang so richtig abschalten willst: Zwei gehauene Schlüsselfeilen (Vierkant zur Vorarbeit, Dreikant für die Innenecken) genügen, um sie aufs halbe Maß zurückzustutzen. Versuch's am besten an einem Fenster und lege das dann neben ein unbearbeitetes, und danach wirst Du bis zum bitteren Ende damit weitermchen.
3. Die verputzten Schornsteine passen nicht recht zum offenkundigen Altbau. Diese könntest Du durch gemauerte ersetzen, die sich ebenfalls aus Auhagen-Strukturplatten herstellen lassen. Schornsteinköpfe nicht vergessen!
4. Der Schornsteinfeger muß irgendwie an die Kamine herankommen. Du brauchst also noch Dachluken und für die hohen Schornsteine ggf. Leitersprossen.
5. Ebenfalls von Auhagen gibt es Basteltüten mit Dachrinnen und Fallrohren. Die originalen (VERO-) Teile sind bei weitem zu wuchtig und stören massiv den Gesamteindruck.
6. Rein fakultativ wäre eine Ergänzung des Fachwerks auf der Giebelseite des Haupthauses. Hierzu bieten sich Streifen von 1 mm Breite an, die Du mittels einer scharfen Klinge und eines Stahllineals aus Zeitungsrändern schneiden und mit Papierkleber fixieren kannst. Wenn sie alle dran sind, einfach mit Klarlack übernebeln, dann verrutschen sie auch später nicht mehr.
7. Eine Alterung würde ich zumindest für das Dach empfehlen.
Hier ein paar Durchklick-Fotos zur Illustration der Wirkung des herabgesetzten Sockelgeschosses, der patinierten Dächer sowie der neuen Schornsteine, und damit viel Spaß und Erfolg beim Basteln!
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P.S.: Die Einfärbung des Erdgeschosses ist Dir gut gelungen. Allerdings lassen dunkle Töne ein
Gebäude massiver und schwerer wirken, was sich (nur für meinen Geschmack) eventuell mit der leichten Fachwerkbauweise beißt. Aber schön ist die Farbe schon; ganz ähnlich habe ich mein eigenes Haus putzen lassen.