Ein einzelnes Foto der Wagenseite, aufgenommen in Wernigerode von Julius, war Ausgangspunkt eines langen Wegs zum letzten Wagenmodells des Sommers 2023. Zu unserer Überraschung ergab eine Suche im Internet kein passendes Ergebnis.
Ein Vergleich mit dem Schmalspurbahnarchiv [1] erbrachte den Hinweis auf den Heizkesselwagen der Nordhausen-Wernigeröder Eisenbahn-Gesellschaft (Harzquerbahn).
Der Wagen wurde vermutlich 1897 als Post- und Packwagen gebaut und als Nummer 154 in Dienst gestellt. Im Jahr 1934 wurde der Wagen zu einem Heizkesselwagen umgebaut und ab 1945 als Gerätewagen genutzt. [1, S. 199]
[2, S.139] verrät uns, dass der Wagen ab 1965 als Geräteschuppen in der Wagenausbesserungen verwendet wurde. Die Reichsbahnnummer 99-01-85 des Wagens und die Bestätigung des Baujahrs konnten wir ebenfalls hier entnehmen.
Da anderen derartigen Wagen in den 1930er Jahren zu Packwagen wurden, sollten wir weitere Exemplare als Gepäckwagen nutzen können. Eine Suche Fotos der anderen Wagen NWE-Nummern im Bereich 151-156 lieferte allerdings keine Bilder von Wagen mit erkennbaren ehemaligem Postabteil.
Falls jemand von einem Besuch in Westerntor noch Bilder dieses Wagens oder gar dessen Geschwistern hat - gern hier in die Kommentare stellen.
Folgende Annahmen wurden wegen fehlender Unterlagen und aus knappen Hinweisen der Skizzen in [1] getroffen:
- Im Bereich des ehemaligen Postabteils gibt es kein Übergang zu weiteren Wagen. Post war eine hoheitliche Aufgabe und Postbeamten vorbehalten. Andere Wagen der Zeit zeigen verschiedene Strategien der Umgehung des Postabteils, auf die es hier keine Hinweis gab. Die Zeichnung in [1] hat einen Übergang an der Plattform, auf der anderen Seite nicht.
- Die Türöffnung in der Trennwand zwischen ehemaligem Post- und Packabteil ist hypothetisch. Wenn im Postabteil ein Heizkessel aufgestellt wurde, wird im Packabteil Kohle untergebracht gewesen sein. Damit ist ein Durchgang notwendig.
- Das Packabteil hat keine Fenster an der Seite, daher spricht viel für ein weiteres Fenster neben der Tür auf der Plattform als Lichteinlass, wie auch andere Packwagen es erhielten.
Erst im späten Verlauf des Entwurfs konnte ein Bild gefunden werden, welches zufällig den Wagen enthielt und so einen Einblick auf die Plattform zuließ und damit auch Auskunft über die Anordnung und Anzahl der Fenster (eins links und eins rechts der Tür) gab. Allerdings erkennt man, wie im anderen Bild keine Nummer und kein Hinweis auf einen Schornstein.
Für die Griffstangen an den Seiten wurden Gitarrensaiten verwendet, gebogen und eingeklebt.
Nach Analyse der Zeichnung in [1, S. 206] und der Fotos gibt es vier plausible Stellen für die Anbringung der Tritte. Während [1, S. 206] einen Tritt ausschließlich unter der Schiebetür des Packabteils nahelegt, finden sich auf den Fotos ein Tritt unter dem Postabteil aber auch mögliche mit [1] vereinbare Befestigungspunkte am Rahmen. Daraus resultieren die Löcher im Rahmen und eine Löthilfe, die diese Löcher wiedergibt. Ich persönlich habe mich für eine Variante von Tritten am ehemaligen Postabteil entsprechend den Fotos entschieden. Andere Post- und Packwagen hatten durchaus einen durchgehenden Tritt über die gesamte Länge. Meine Tritte sind aus Messingblech und 0.6er Messingdraht gelötet. Die Löcher im Rahmen wurden dafür etwas aufgebohrt, da ich den etwas dickeren Draht genommen habe.
Das Geländer scheint mir keine Aufgabe für Anfänger zu sein. Eine druckbare Löthilfe liegt bei und das Prinzip des Geländers ist dargestellt, wobei ich bei meinem Exemplar das Geländer vereinfacht habe.
Während im ersten Bilder zwei Drähte zur Bildung des Handlaufs und der Unterkante vorgesehen waren, habe ich das dann doch auf einen Draht reduziert. Die Skizze zeigt ein wahrscheinliches Aussehen des Geländers -- wahrscheinlich, da das Geländer in den Fotos nur schlecht nachzuvollziehen war.
Für die Fenster sind Aussparungen angelegt, so dass diese mit dünnem klaren Material hinterklebt werden können. Das "Fensterglas" auf der Stirnseite bilden eine Einheit. Hier besonders beim Entfernen von Supports darauf achten, dass die verbleibende Wand sehr dünn ist und sich damit leicht wölbt -- ggf. beim Cure-Prozess stabilisieren.
[1] Kieper, K., Preuß, R. & Rehbein, E. (1980). Schmalspurbahn-Archiv. Berlin, Transpress, Verlag für Verkehrswesen.
[2] Zieglgänsberger, G., Röper, H. (1999). Die Harzer Schmalspurbahnen: Die Selketalbahn ; die Harzquer- und Brockenbahn ; die Südharzeisenbahn (Transpress spezial, 1. Aufl.). Stuttgart: Transpress.
Ein Vergleich mit dem Schmalspurbahnarchiv [1] erbrachte den Hinweis auf den Heizkesselwagen der Nordhausen-Wernigeröder Eisenbahn-Gesellschaft (Harzquerbahn).
Das Original
Der Wagen wurde vermutlich 1897 als Post- und Packwagen gebaut und als Nummer 154 in Dienst gestellt. Im Jahr 1934 wurde der Wagen zu einem Heizkesselwagen umgebaut und ab 1945 als Gerätewagen genutzt. [1, S. 199]
[2, S.139] verrät uns, dass der Wagen ab 1965 als Geräteschuppen in der Wagenausbesserungen verwendet wurde. Die Reichsbahnnummer 99-01-85 des Wagens und die Bestätigung des Baujahrs konnten wir ebenfalls hier entnehmen.
Da anderen derartigen Wagen in den 1930er Jahren zu Packwagen wurden, sollten wir weitere Exemplare als Gepäckwagen nutzen können. Eine Suche Fotos der anderen Wagen NWE-Nummern im Bereich 151-156 lieferte allerdings keine Bilder von Wagen mit erkennbaren ehemaligem Postabteil.
Falls jemand von einem Besuch in Westerntor noch Bilder dieses Wagens oder gar dessen Geschwistern hat - gern hier in die Kommentare stellen.
Überlegungen
Folgende Annahmen wurden wegen fehlender Unterlagen und aus knappen Hinweisen der Skizzen in [1] getroffen:
- Im Bereich des ehemaligen Postabteils gibt es kein Übergang zu weiteren Wagen. Post war eine hoheitliche Aufgabe und Postbeamten vorbehalten. Andere Wagen der Zeit zeigen verschiedene Strategien der Umgehung des Postabteils, auf die es hier keine Hinweis gab. Die Zeichnung in [1] hat einen Übergang an der Plattform, auf der anderen Seite nicht.
- Die Türöffnung in der Trennwand zwischen ehemaligem Post- und Packabteil ist hypothetisch. Wenn im Postabteil ein Heizkessel aufgestellt wurde, wird im Packabteil Kohle untergebracht gewesen sein. Damit ist ein Durchgang notwendig.
- Das Packabteil hat keine Fenster an der Seite, daher spricht viel für ein weiteres Fenster neben der Tür auf der Plattform als Lichteinlass, wie auch andere Packwagen es erhielten.
Erst im späten Verlauf des Entwurfs konnte ein Bild gefunden werden, welches zufällig den Wagen enthielt und so einen Einblick auf die Plattform zuließ und damit auch Auskunft über die Anordnung und Anzahl der Fenster (eins links und eins rechts der Tür) gab. Allerdings erkennt man, wie im anderen Bild keine Nummer und kein Hinweis auf einen Schornstein.
Druckdateien
Die Dateien gibt es für die private Nutzung wieder kostenlos auf Printables und Thingiverse.Zum Bau
Für die Griffstangen an den Seiten wurden Gitarrensaiten verwendet, gebogen und eingeklebt.
Nach Analyse der Zeichnung in [1, S. 206] und der Fotos gibt es vier plausible Stellen für die Anbringung der Tritte. Während [1, S. 206] einen Tritt ausschließlich unter der Schiebetür des Packabteils nahelegt, finden sich auf den Fotos ein Tritt unter dem Postabteil aber auch mögliche mit [1] vereinbare Befestigungspunkte am Rahmen. Daraus resultieren die Löcher im Rahmen und eine Löthilfe, die diese Löcher wiedergibt. Ich persönlich habe mich für eine Variante von Tritten am ehemaligen Postabteil entsprechend den Fotos entschieden. Andere Post- und Packwagen hatten durchaus einen durchgehenden Tritt über die gesamte Länge. Meine Tritte sind aus Messingblech und 0.6er Messingdraht gelötet. Die Löcher im Rahmen wurden dafür etwas aufgebohrt, da ich den etwas dickeren Draht genommen habe.
Das Geländer scheint mir keine Aufgabe für Anfänger zu sein. Eine druckbare Löthilfe liegt bei und das Prinzip des Geländers ist dargestellt, wobei ich bei meinem Exemplar das Geländer vereinfacht habe.
Während im ersten Bilder zwei Drähte zur Bildung des Handlaufs und der Unterkante vorgesehen waren, habe ich das dann doch auf einen Draht reduziert. Die Skizze zeigt ein wahrscheinliches Aussehen des Geländers -- wahrscheinlich, da das Geländer in den Fotos nur schlecht nachzuvollziehen war.
Für die Fenster sind Aussparungen angelegt, so dass diese mit dünnem klaren Material hinterklebt werden können. Das "Fensterglas" auf der Stirnseite bilden eine Einheit. Hier besonders beim Entfernen von Supports darauf achten, dass die verbleibende Wand sehr dünn ist und sich damit leicht wölbt -- ggf. beim Cure-Prozess stabilisieren.
Quellen und ein Hauch von Literatur
[1] Kieper, K., Preuß, R. & Rehbein, E. (1980). Schmalspurbahn-Archiv. Berlin, Transpress, Verlag für Verkehrswesen.
[2] Zieglgänsberger, G., Röper, H. (1999). Die Harzer Schmalspurbahnen: Die Selketalbahn ; die Harzquer- und Brockenbahn ; die Südharzeisenbahn (Transpress spezial, 1. Aufl.). Stuttgart: Transpress.