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Hohe Ziegelmauer am Schleinufer

Dieser Eintrag ist Teil einer Reihe von Einträgen Tomeks meterspurige TT-Bahn
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In Magdeburg fiel mir die Mauer am Schleinufer auf. Trotz ihres Zustandes fand ich die Gestaltung interessant.

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Im Jahr 2020 machte ich die ersten Bilder. Nach den ersten Versuchen im 3D-Druck bot sich die Mauer als Objekt an. So sammelte ich im Frühjahr 2022 weiter und durfte dank der freundlichen Genehmigung eines Anwohners auch die Innenseite besichtigen. Das Bodenniveau ist auf der Innenseite der Mauer deutlich höher als auf der Außenseite und reicht etwa bis an den außen sichtbaren Absatz. Lediglich zum Tor ist der Boden nach unten gezogen.

Ein erster Entwurf der Säulen war mit meinen damaligen Kenntnissen aufwändig, und so blieb dieses Projekt mit einer halbwegs umgesetzten Säule unvollendet liegen. Erst neue Ideen und die Vorbereitung auf eine Ausstellung motivierten mich zur Ergänzung der Mauer und zum kompletten Neuaufbau zweier charakteristischer Säulenformen.

Hintergrund​

Ich hielt die Mauer ursprünglich für eine Abgrenzung des danebenliegenden Schulgeländes, vielleicht eines Wirtschaftshofes, auch wenn sie mir dafür zu massiv erschien.

Ein erster Hinweis ergab sich durch Publikationen des Stadtplanungsamtes Magdeburg über die Magdeburger Schule in der Beschreibung der heute unter Denkmalschutz stehenden Schulen in der Kleinen Schulstraße. Danach wurde die quer zur Kleinen Schulstraße liegende 4. Volksmädchenschule 1884 direkt neben der Garnison-Waschanstalt gebaut. [1] Im Reichsgesetzblatt 1874 (8) sind Ausgaben für eine solche Waschanstalt in Magdeburg aufgeführt. [2]

Die weitere Recherche hierzu in der Publikation über die Magdeburger Kasernen zeigt die Lage dieser Garnison-Waschanstalt. [3] Auch wenn der Detailgrad der abgebildeten Karte von 1895 nicht hoch ist, so lässt sich eine Mauer erahnen, die den Hof der Waschanstalt nach Osten (zur Elbe) begrenzt.

"Die bauliche Gestalt der Magdeburger Innenstadt im Stadtplanvergleich" [4] ermöglicht den Vergleich von 1882 zum aktuellen Stand. Eine Militairwaschanstalt ist hier ausgewiesen. Allerdings ist dort die östliche Mauer der Waschanstalt geknickt, und es existierte eine Art Vorhof, der heute im Bereich der Straße liegen würde. Das konnte nicht die richtige Mauer sein. In der Folgezeit gab es einige Änderungen an den Festungsanlagen in Magdeburg.

Auf der Topographischen Karte (TK25) von 1902 [5] schließt eine gerade Mauer zum Alten Fischerufer ab. Rückblickend scheint die Karte von 1895 in [3] auch noch nicht den heutigen Verlauf der Mauer wiederzugeben. Danach wäre der Bau unserer Mauer ungefähr auf das Jahr 1900 zu datieren.

Bahnbezug​

In der Karte von 1902 ist vor der Mauer eine Straßenbahn eingezeichnet, die von 1901 bis 1921 existierte [6]. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich der Güterschuppen, der in einer Karte ohne genaue Datierung ("nach 1924") als „Bhf. Paul Siebert“ eingezeichnet ist. [7]. Zu diesem Zeitpunkt ist die Waschanstalt nicht mehr benannt und das nördliche Nachbargrundstück als Straßenreinigung bezeichnet.
Ein Bild des Bahnhofs/Schuppens findet sich hier auf Wikipedia und eine andere weitläufigere Ansicht findet sich auch noch hier auf Flicker.

Das Modell​

Als konstruktives Problem zeichnete sich ab, dass offensichtlich nicht nur ganze und halbe Ziegel verbaut wurden, sondern auch andere Maße. Mit den ersten Drucken und im Vergleich zur Recherche wurde deutlich, dass ich auf das Reichsformat für Ziegel setzen muss. Damit wirkten die Proportionen stimmiger als mit dem später eingeführten Standardformat.

Die einzelnen Stücke (Säulen und Wand) sind dafür gedacht, zunächst nach Bedarf in einem CAD-Programm oder im Slicer kombiniert und dann als Baugruppen gedruckt zu werden.
ColA sind die "kleinen" Säulen. ColB sind die Säulen für das Tor, mit und ohne Prellstein, je nach Bedarf und Richtung. Den Prellstein gibt es auch noch einzeln zum einarbeiten. Die kleinen "Flügel" an der Innenseite scheinen eine Art gemauerter Regenschutz für die Torangeln zu sein.

Für flacheres Gelände können auch die niedrigeren Versionen ("short") verwendet werden, hier ist der Prellstein nicht angefügt. Für diese Versionen sind lediglich die untersten Ziegellagen entfernt worden.

Der Entwurf sieht eine farbliche Akzentuierung einzelner Ziegel vor; das Schema und die Bodenniveaus sind hier dargestellt. Die Kante im Modellfoto (oben) entspricht etwa dem Niveau des aufgeschütteten Bodens.

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Die Dateien stehen wieder unter Printables und Thingiverse zur nicht-kommerziellen Nutzung zur Verfügung.

Quellen​

1. Ullrich S. Magdeburger Schulen. Stadtplanungsamt Magdeburg. 2006.
2. Reichs-Gesetzblatt. 1874. (8) – Staatsbibliothek des ewigen Bundes. https:// staatsbibliothek.ewigerbund.org/viewer/!fulltext/rgbl_1874/183/
3. Ullrich S. Magdeburger Kasernen. Stadtplanungsamt Magdeburg. 2002.
4. Die bauliche Gestalt Magdeburgs im Stadtplanvergleich. https:// www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/portal/Stadtkarten/magdeburg/Stadtplanvergleich.html
5. Historische Karten Magdeburgs. https:// www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/Interaktiv/Magdeburg/TK25%20interaktiv/index.html
6. Kopp K. Streckennetze der Magdeburger Straßenbahn. https:// strassenbahnen.jimdofree.com/betriebe/magdeburg/streckennetze
7. Plan von Magdeburg und Umgebung. 1924. http:// dx.doi.org/10.25673/69717

Die Publikationen des Stadtplanungsamtes können -- wenn noch vorrätig -- beim selbigen in Papierform erbeten und abgeholt werden, sind aber dort auch digital zu finden: "Die Weiße Reihe".
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Kommentare

@Tomek: Ausführliche Recherche mit vielen Quellenangaben. Gefällt mir. Für Interessenten die CAD-Dateien. Vielen Dank fürs Einstellen.
(Diese Mauer ist mir noch nicht aufgefallen. Werde mal auf die Suche gehen.)
 
@dampfbahner - ist direkt am Schleinufer gegenüber der Lukasklause.

Die Menge an Quellen folgte meiner zyklisch steigenden Verwirrung. Immer wenn ich meinte, den Anlass der Mauer erfasst zu haben, verschwand der wieder hinter neuen Fragezeichen. So ist mir noch nicht klar, bis wann das eine Waschanstalt für's Militär war. Meine Vermutung ist, dass zum Zeitpunkt des Baus dieser Mauer der usprüngliche Zweck noch bestand.

Tendenziell werde ich wohl die Säulen eher mit den "Kellerlampen" und LEDs nachrüsten, als die komplette Geschichte der Garnison-Waschanstalt zu erforschen. ;)

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Hallo miteinander
-stellt sich die Frage was ist unter einer Waschanstalt zu verstehen--eine Wäscherei?
oder eine Art Badehaus für die Armee--dann ist es Teil einer Kaserne und somit macht die Mauer auch Sinn
fb.
 
Hallo @FB.

Ich wurde zunächst bei der Recherche auf den Bezug zu den städtischen Badeanstalten hingewiesen, mit der Behauptung, dass es dasselbe für das Militär wäre. Das ist falsch. Hier der Ausschnitt aus "Magdeburger Kasernen " [3] von S. 25:

Die 1874 herausgegebenen Vorschriften über die Errichtung und Ausstattung der Kasernen bezogen sich vorzugsweise auf Neubauten. Bestehende Gebäude, welche man zu Kasernen umrüsten wollte, sollten nur beschränkt nach den vorhandenen Möglichkeiten betroffen sein. Der erste Teil regelte die „Competenzen der Kasernirten an Räumlichkeiten und Utensilien“.

Nach §1 sollten zu einer Kaserne folgende Räumlichkeiten gehören:

A. Wohnräume für Offiziere, Unteroffiziere, Gemeine, Spielleute und andere quartierberechtigte Militärpersonen sowie für das Verwaltungspersonal,
B. Koch- und Speiseanstalten,
C. Aufbewahrungsgelasse,
D. Räume für andere Zwecke des Kasernements,
E. Stallraum für eine in jedem speziellen Fall festzustellende Anzahl von Offizierspferden, welche zur Erleichterung des Dienstes in der Nähe der Kaserne sich befinden müssen,
F. Hofraum von möglicher Geräumigkeit.

Punkt D. wird im Folgenden noch näher definiert mit Räumen für:
a) die Kasernenwache mit kleinem Arrestraum,
b) die Waschanstalt nebst Rollkammer,
c) das Putzen und Reinigen der Waffen,
d) das Trocknen der Wäsche auf dem Dachboden,
e) die Aufstellung der Nachtkübel in den Korridoren und Fluren und
f) die Badeanstalt.

Die Waschanstalt und die Badeanstalt werden getrennt aufgeführt und die Kombination mit der Rollkammer (Die Rollkammer , plur. die -n, eine Kammer, worin die Wäsche gerollt wird, worin die Wäschrolle steht. hier) bestätigt für mich, dass die Waschanstalt eine Wäscherei war.

Mein Eindruck: Als vor der Jahrhundertwende die Festungsanlagen aufgegeben wurden und die Nordfront geöffnet wurde, entstand an der Stelle ein neuer Straßenverlauf. Die massive Ausführung der Mauer mag einmal an der Freude der massiven Umgrenzung der Militäranlagen gelegen haben anderseits auch Folge der Hanglage bzw. der unterschiedlichen Bodenniveaus sein.
Bei [4] gab es auch eine Ansicht der geänderten Bodenlage -- hier: Siedlungsentwicklung von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert

Höhenschichten.jpg

Beim X ist unser Objekt. Der eingeblendete Festungsverlauf ist von 1868. Auf der Karte von 1876 *) ist die Festung da schon weg. Damit würde unser Objekt, wenn es wirklich das von 1874 ist, direkt in den Abriss der Nordfront fallen.

*) Ich habe daran Zweifel, denn nach "Festungsanlagen der Stadt Magdeburg" [8] ebenfalls von S. Ullrich von 2020 steht: "1886 wurde Magdeburg per Kabinettsorder offiziell in den Rang einer minder wichtigen Festung deklassiert." Ich habe Zweifel, dass der Abriss vor der Anordnung erfolgte. Auch "Während der zweiten Stadterweiterung ab 1888 an der Nordfront stellte der Militärfiskus seine Bautätigkeit in der Umbauphase ein."

Ich versacke gerade wieder in der Festungsgeschichte und breche lieber ab, ohne Zugriff auf Originalunterlagen oder Kopien wird es nicht gut.

Viele Grüße, Tomek


8. Ullrich, S. (2020). Festungsanlagen der Stadt Magdeburg: Beitrag zum Denkmalpflegeplan. Stadtplanungsamt. https://www.magdeburg.de/PDF/Weiße_...ID=49094&ObjLa=1&Ext=PDF&WTR=1&_ts=1757919211
 
Hallo miteinander
damals wurden die Kompanien nach einem festen Plan zum Baden gebracht und danach meist mit frischer Wäsche eingekleidet--bei Bedarf gabs auch noch ne Entlausung
da ist es naheliegend wenn Badeanstalt Wäscherei und das Lager für Bekleidung nicht allzuweit auseinander lagen
fb.
 
Hallo miteinander
damals wurden die Kompanien nach einem festen Plan zum Baden gebracht und danach meist mit frischer Wäsche eingekleidet--bei Bedarf gabs auch noch ne Entlausung
da ist es naheliegend wenn Badeanstalt Wäscherei und das Lager für Bekleidung nicht allzuweit auseinander lagen
fb.

Noch ein paar Gedanken dazu, es könnte passen, wenn eine städtische Badeanstalt mit genutzt wurde:

Der Ausschnitt aus dem "Stadtplan nicht vor 1924" [7] zeigt ein "Volksbad" im selben Block. Zwischen den beiden Einrichtungen die um 1884 und 1916 gebauten Schulteile. Das rotes Kreuz markiert die Mauerecke des Grundstücks mit der Waschanstalt. Das grüne Kreuz ist auf der Badeanstalt. Ich meine mich an anderer Stelle an eine Städtische Badeanstalt hier zu erinnern.

Kartenausschnitt1924.jpg


"Um den Rahmen der Kasernenbauten nicht zu sprengen und übersichtlicher zu gestalten, begann ab 1885
die bauliche Ausgliederung von einzelnen Funktionsbereichen, den Stabs-, Versorgungs- und Verwaltungseinrichtungen." und "Für alle Truppenteile eines gemeinsamen Standortes unterhielt das Militär, wie
schon in den alten Garnisonen, gemeinschaftlich genutzte Standortwaschanstalten, -wachen und -arrestanstalten, Standortkirchen und Begräbnisplätze sowie teils auch Standortbadeanstalten oder Standortlazarette außerhalb der Kasernenanlagen." [3, S.32]

Allerdings wären wir damit nach dem Bau der Waschanstalt.
 
Herrlich, Modellbau mit Geschichte und Geschichten :zustimm:
 

Inhaltsverzeichnis der Serie

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