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3D-Druck der Wagen 901-212, 901-213 und 211 der Spreewaldbahn

Dieser Eintrag ist Teil einer Reihe von Einträgen Tomeks meterspurige TT-Bahn
211-213.jpg
Vorab vielen Dank an alle, die mich auf der Suche nach Zeichnungen der beiden Fahrzeuge unterstützt haben.

Motivation und Quellensuche

Ich war auf der Suche nach einem zwei-achsigen, halbwegs 3D-druckbaren Personenwagen auf 1000mm-Spur mit relativ wenigen Fenstern, um nicht zu viele und kleine Fenster per Hand anpassen zu müssen. So bin ich beim 901-213 der Spreewaldbahn hängen geblieben.

Vier nahezu identische Wagen wurden 1928 in Gotha für die Spreewaldbahn (1000-mm-Schmalspurbahn zwischen Cottbus und Lübben), gebaut. Nach Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn erhielten sie die Nummern 901-211 bis 901-214. Diese Waggons waren breiter als übliche Schmalspurwagen - 2,90 m (vielleicht 2,94 m). Sie sind also nicht ganz so klein und niedlich, wie man vielleicht hofft. Der 901-212 und 901-213 wurden in den 1950er Jahren mit den geänderten Fenstern rekonstruiert.

Alle gefunden Zeichnungen in den Quellen beziehen sich auf den Wagen 901-211, der noch weitestgehend im Originalzustand ist. Eine Rückfrage bei der IG Spreewaldbahn in Straupitz ergab, dass es keine Größenänderungen am Wagenkasten gab. Wer will kann die Wagen 211, 213 und 214 dort besuchen und gern auch die IG bei der Wiederaufarbeitung unterstützen. Falls jemand den 212 noch als Gartenhaus hat, der Wagen wird noch gesucht.

Die Position und Größe der Fenster wurde durch virtuelles Überlagern von Fotos auf die Zeichnungen des 211 bestimmt. Auch der Innenraum ist nach [7] und damit dem Wagen 211 gestaltet und für mich hinreichend plausibel.

Die Geländer sind den Druckdateien zwar beigelegt, sollten aber eher aus Messingblech und Draht gestaltet werden, zumal die Haltestange aus Draht ergänzt werden muss.

Druck und Bau

213.jpg212.jpg211.jpg

Die erstellten Vorlagen für den Druck habe ich inzwischen hier auf Thingiverse bereitgestellt. Der 212und 213 unterscheiden sich bei den Dateien um Innenraum und eine Seitenwand, das Toilettenrohr mag jeder selbst abschneiden.

Für mich selbst überraschen habe ich auch noch die Seitenwände des Wagen 901-211 als Vorlage erstellt und dazu gepackt -- so kann jeder auch die nicht rekonstruierte Variante der Vierergruppe aus 901-211 bis 901-214 drucken und bauen.

Im Gegensatz zu den Güterwagen bereitete der Druck durch das überkragende Dach in Kombination mit fehlender Haftung auf dem Druckbett Probleme. Da ich allerdings -- es gab nur diese Wagen -- nicht so sehr viele Dächer drucken möchte, blieb es bei praktikablen aber nicht perfekten Lösungen, wo jeder nach Kenntnis seines Druckers und der Nachbearbeitung eine passende aussuchen sollte.

Für das Kleben des Wagenkastens gibt es noch eine gedruckte Klebehilfe. Die Stirnseiten sind in sich nicht symmetrisch und natürlich fällt einem das immer erst ein, wenn der Kleber schon fast trocken ist ... als Orientierung: Der Ofen und Schornstein ist zwischen dem 3. und 4. Fenster. Dort ist auch die Kante auf der Seite. Der Ofen ist auch an der Seite im einer einfachen Sitzreihe. Damit ist der schmalere Teil der Frontseite auf der Ofenseite. Orientiert euch ruhig an den Bildern vom 3D-Entwurf.

20221110_122314.jpg

Das Fahrwerk ist etwas weicher als das der Güterwagen und die Achshalter sind neu nach der Zeichnung konstruiert, die Achsen ließen sich bei mir auch nach dem Kleben noch einsetzen. Vor dem Kleben sollte man die Achslager kontrollieren und ggf. nachbohren. Ich verwende dazu einen alten entsprechend spitz auf ca. 60° angeschliffenen Drillbohrer.

Bewusste Abweichungen vom Vorbild
Der Rahmen bekam eine zusätzliche Platte um Wagenkasten und Rahmen besser aneinander anzupassen. Auch die Tritte zu den Plattformen und Bremsbacken sind etwas geändert, um diese in einem Schritt mit den Rahmenteilen drucken zu können.

Stand der Dinge

Die Wagenkästen, Fahrgestelle der Wagen 212 und 213 sind gedruckt und zusammengeklebt, harren des weiteren Feinschliffs, der Farbe und der Fenster. Der 211 ist größtenteils gedruckt, hat aber wohl beschlossen mich zur nerven.

20221112_164507cut.jpg

Sobald der eine oder andere Wagen in Farbe dasteht und ich auf Thiniverse den Haken für "Work in Progress" raus genommen habe, wird es hier ein Update geben.

Den fertigen Wagen 901-212 findet ihr jetzt hier im Board.

Quellen und ergänzendes Material

[1] Großstück, Harald (1988). Die Spreewaldbahn. Neueste Erkenntnisse aus ihrer Geschichte. der modelleisenbahner 37 (5), 5–7.
[2] IG Spreewaldbahn e.V (2022). Personenwagen 901-213. Available online at Personenwagen 901-213 « IG Spreewaldbahn e.V. (accessed 11/5/2022).
[3] Kieper, Klaus/Preuß, Reiner/Rehbein, Elfriede (1980). Schmalspurbahn-Archiv. Berlin, Transpress, Verlag für Verkehrswesen.
[4] Preuß, Erich (1979). Die Spreewaldbahn. Berlin, Transpress, Verlag für Verkehrswesen.
[5] Spranger, Friedrich (1965). Die Spreewaldbahn. der modelleisenbahner 14 (7), 203–205.
[6] Uhlemann, Karlheinz (1972). Der Fahrzeugpark der ehemaligen Spreewaldbahn. der modelleisenbahner 21 (11), 328–331.
[7] Uhlemann, Karlheinz (1972). Der Fahrzeugpark der ehemaligen Spreewaldbahn. der modelleisenbahner 21 (12), 365–369.
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Kommentare

Mal interessehalber gefragt. Warum druckst du die Seitenwände einzeln und nicht den Kasten im Ganzen/nur das Dach extra wegen der Lackierung?

Im Prinzip haben wir im Schmelzverfahren einen 2,x-D-Druck. Nicht jede Richtung kann gleichviel. Gerade bei so kleinen Dingen kann man das berücksichtigen. In einem größeren Maßstab wäre das nicht mehr so wichtig.

Die Schichtdicken habe ich bei einem Dach auch schon auch auf 0,03mm gefahren (außer die erste Schicht!), dauert aber ewig. Die horizontale Auflösung ist grober, hatte von 0,1mm-Schritten lesen. Guck mal bei der Kastenlok -- da ist der Kasten in einem Stück gedruckt -- die vertikalen Leisten an. Die sind so 0,2mm herausgestellt, heißt von Wand zur Leiste und auf der Leiste wird gerundet, es bleibt nichts, war rechtwinklig wirkt. Mal aus der Druckvorbereitung die berechneten Drucklinien aus einer "don't print this" - Version, bei der ich für den Gesamteindruck die Teile zusammengelassen habe. Ich denke beim horizontalen Schnitt durch den Wagenkasten erkennt man etwas das beschriebene Problem.

2022-11-20 20_51_27-901-213_V00-do_not_print - Ultimaker Cura.png

Die Düse fährt keine sauberen scharfen Ecken, sondern leicht runde. Aufgesetzte Leisten mit einer Breite ab Düsendicke (0,4mm) kommen liegend besser heraus. Für die leicht nach innen gesetzte Schiebetüren und "vertikalen Zierleiste(n)" fand ich das hier als vorteilhaft.

Dazu kommt, dass es immer ein leichtes horizontales Spiel gibt, so dass die übereinander liegenden Schichten nicht 100% glatte Kanten bilden -- ich schleife zwar sowieso, aber so finde ich das Ergebnis aus dem Drucker besser. Man kann (hatte ich beim Wagen 901-211 gemacht) auch "ironing" also Bügeln der letzten Schicht aktivieren, dann werden glatte Abschlusschichten mit 10% Material noch einmal überbügelt -- immer noch nicht 100% glatt aber meist irgendwie besser. Hatte aber auch Drucke, wo das einen Huckel hinterließ.

Letzter und ebenso wichtig - an den Oberkanten von offenstehenden Fenstern hängen gern ein paar Druckfäden durch. die müsste man stützen. Liegen passt das für mich besser.

Bei diesen Wagen baue ich erst Seitenwände und Dach zusammen und stecke die am Ende auf das Fahrgestell mit Sitzgruppe.

Der aktuelle Zwischenstand: Fenster aus eine CD-Hülle sind beim 901-212 und 213 drin. Ich muss bei dem mit Klo noch über Licht nachdenken, könnte sein, dass da noch welches rein kommt. Dann noch die Stangen und Geländer der Plattform und das Projekt neigt sich dem Ende zu.
 
Mal interessehalber gefragt. Warum druckst du die Seitenwände einzeln und nicht den Kasten im Ganzen/nur das Dach extra wegen der Lackierung?
Die Düse fährt keine sauberen scharfen Ecken, sondern leicht runde
Genau, im Bild sieht man ja an der Innenwand, dass es mit einem Würstchenleger gedruckt wurde. Mit einem Resin-Drucker wäre das vermutlich kein Problem mehr. Heute würde man vermutlich gleich so einen Drucker kaufen.
 
Beide Varianten haben durchaus ihre Berechtigung, ich habe mit Absicht einen ... Würstchenleger gekauft.

Stimmt, wenn es auf die Oberfläche nicht ankommt ist es egal.

Ich wünschte mir um die Ecke sowas wie eine Copyshop für 3D-Drucker und Cutter, wo man alle relevanten Bauarten da hat und nach Stunden- und Materialpreis frei probieren kann. Man kann sich ja nicht alles in die Werkstatt stellen, wenn man nicht gerade eine Serienproduktion starten möchte.

Ich hadere mit dem Kauf solcher Geräte, nicht nur weil es Geld und Platz kostet, auch weil es Ressourcenverschwendung ist, für die wenigen Modelle sich (ggf. mehrere) Geräte herstellen zu lassen. Die meiste Zeit werden sie ungenutzt herumstehen.

Aber leider gibt es sowas nicht oder ich kenne es nicht. Also bleibt nur Auftragsdrucken wo man am Ende das Ergebnis zugesendet bekommt oder man hat Freunde, die etwas anderes haben als man selber.
 
Copyshop für 3D-Drucker und Cutter,
Nennt sich "Maker Shop" oder ähnlich, gibt es inzwischen in vielen Städten.

Stimmt, wenn es auf die Oberfläche nicht ankommt ist es egal.
Nicht nur die Oberfläche, auch und besonders das Material.
Ich könnte mir auch einen Grundkörper aus PLA/o.ä. vorstellen, "verblendet" mit Details aus Resin. Mehr Aufwand, aber auch robuster.

Aber wir schweifen von der Spreewaldbahn ab...
 
Aber wir schweifen von der Spreewaldbahn ab...
Das stimmt.
Die hatte ich im Oktober auch besucht einschließlich der von dir konstruierten Fahrzeuge in Straupitz. Hab aber keine Bilder davon gemacht. Der Zug in Burg braucht dringend eine Sanierung, es kommen schon die ersten Dächer runter. Lok und Wagen im Museum in Lübbenau sind dagegen toll präsentiert und geschützt.
 
Das stimmt.
Die hatte ich im Oktober auch besucht einschließlich der von dir konstruierten Fahrzeuge in Straupitz. Hab aber keine Bilder davon gemacht. Der Zug in Burg braucht dringend eine Sanierung, es kommen schon die ersten Dächer runter. Lok und Wagen im Museum in Lübbenau sind dagegen toll präsentiert und geschützt.

Ich finde es schön, dass die Straupitzer Wagen nach einem zweiten Leben als Gartenlaube usw. den Weg zu den Gleisen zurück gefunden haben. Ich hatte irgendwo Anmerkungen gelesen, dass ein einheitlicher Schutz der Fahzeuge durchaus gut wäre, aber es durch die Begrenzung der Mittel es auch Vorteile hat, dass die Pflege sehr lokal verbleibt. So hängt aber sehr viel auch an Möglichkeiten und Fähigkeiten der lokal tätigen Personen. Oft steht oder fällt das ganze Projekt mit Einzelpersonen.

Danke für die Blumen, aber die gebe ich an @Tomek weiter ;)

Du erinnerst mich dran, dass ich mal den aktuellen Fortschritt zusammenfassen muss ... besonders macht mir im Moment wieder mal der Spagat zwischen Ideen, der Umsetzung und dem Ergebnis zu schaffen. Manchmal ist es besser nicht alles mit einem Schritt zu wollen ...
 

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Tomek
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